Rund um die Kokosnuss

Nächste Woche ist bei uns im Biomarkt Kokosöl im Angebot, zu einem Super-Probierpreis. Das bringt mich dazu, etwas mehr über die Kokosnuss zu erzählen, denn Kokosnuss-Produkte sind in unseren Regalen reichlich zu finden. Warum? Was ist an der Kokosnuss so besonders und so gut oder gesund?

Lasst uns erst einmal schauen, was es überhaupt gibt.

Da ist zunächst die frische Kokosnuss, so wie sie von der Kokosnusspalme (Cocos nucifera) geerntet wird. Auch die gibt es meistens bei uns im Biomarkt, denn sie hat ganzjährig Saison. Warum? Weil an einer Kokosnusspalme die Kokosnüsse nicht alle gleichzeitig reif werden und so über das ganze Jahr geerntet werden kann. Herkunftsländer sind die Tropen, v.a. Südamerika und Mexiko.

Eine Kokosnuss zu öffnen, ist gar nicht so leicht… aber machbar mit Hammer und Schraubenzieher (siehe Youtube). Doch woran erkennt man, ob die Kokosnuss noch frisch und genießbar ist, sie hat schließlich einen langen Transport hinter sich. Solange sie noch frisch ist, ist Kokosnusswasser darin, und wenn man eine Kokosnuss auf Ohrenhöhe schüttelt, kann man das Wasser gluckern hören. Dann ist alles bestens.

Das enthaltene Kokoswasser kann man auch abgepackt kaufen… es ist kalorienarm, kaliumreich und isotonisch und das ideale Sportlergetränk. Durch die enthaltenen basischen Mineralien wirkt Kokoswasser entsäuernd (empfohlen bei Magenübersäuerung!). Über seine darüber hinausgehende entgiftende Wirkung wird diskutiert. Kokoswasser schmeckt leicht süß, nur wenig nach Kokos und wird aus noch unreifen Kokosnüssen gewonnen und steril abgefüllt.

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Und was ist dann Kokosmilch? Diese wird durch die Pressung des Fruchtfleisches unter Zugabe von Wasser gewonnen und ist aus Gerichten der asiatischen Küche kaum wegzudenken. Auch als veganer Sahneersatz ist Kokosmilch verwendbar, zudem hat sie nur ein Drittel der Kalorien. Steht Kokosmilch etwas länger, dann setzt sich das enthaltene Fett oben ab. Vor der Verwendung sollte man also die Kokosmilch verrühren oder den festen und den flüssigen Anteil gezielt einsetzen. Ich hab schon mal ein Curry zu flüssig gemacht, weil mir der flüssige Teil aus der Konservendose noch so hinterher rutschte… also aufgepasst.

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Kokosnusscreme, z.B. von Rapunzel erhältlich, ist getrocknetes Kokosnussfleisch, das anschließend zu einer feinen Creme zermahlen wird. Zur Anwendung kann man es pur nehmen oder wieder mit etwas Wasser verrühren und es dadurch geschmeidiger machen. Man verwendet es ebenso wie Kokosmilch zur Verfeinerung von Currys, als Grundlage von Suppen und Saucen oder zur Zubereitung von Cocktails, Eis und Desserts.

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Kokosnussmus gibt es übrigens auch noch. Hier wird das frische Fruchtfleisch vermahlen, was einen besonders intensiven Geschmack gibt. Was lässt sich damit machen? Bei Kühlschranktemperaturen ist das Mus sehr fest und wird auch als Kokosbutter bezeichnet. Etwa 60 Prozent Fett machen aus Kokosmus aber einen sehr kalorienreichen Brotaufstrich. Besser eignet es sich also zum Verfeinern von Saucen.

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Kokosnussraspel oder Kokosnusschips sind grob oder fein geraspeltes und getrocknetes Fruchtfleisch der Kokosnuss. Meist werden sie fürs Müsli, für Kuchen und Desserts verwendet und geben den Süssspeisen mit dem Kokosgeschmack eine feine exotische Note. Sie sind durchaus gesund, aber auch recht fetthaltig, deshalb sollte man sie kühl, dunkel und trocken lagern, damit sie nicht ranzig werden.

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Kokosöl wird durch mechanische Kaltpressung aus getrocknetem Kokosnuss-Fruchtfleisch hergestellt. Bei nativen Produkten wird das so entstehende Öl anschließend nicht raffiniert. Die verschiedenen Schritte der Raffination entfernen unter anderem unerwünschte Begleitstoffe. Allerdings gehen dabei auch der Geschmack und der typische Kokosgeruch verloren. Kokosöl ist bei Zimmertemperatur fest, da die enthaltenen Fettsäuren gesättigt sind (d.h. chemisch betrachtet keine Doppelbindungen enthalten). Die Hersteller sind überein gekommen, bei nativem Kokosöl von Öl zu sprechen und bei raffiniertem Kokosöl von Fett. Da der Rauchpunkt von Kokosöl sehr hoch liegt, kann man damit nicht nur Backen und Braten, sondern auch bei höheren Temperaturen scharf Anbraten und Frittieren, sogar mit nativem Kokosöl. Die im Kokosöl zu etwa 60 % enthaltenen mittelkettigen Triglyzeride (MCT) wie die Laurinsäure sind sehr gut im Dünndarm resorbierbar und daher vor allem für Menschen mit Leber-/Galle- sowie Magen-Darmproblemen und Unverträglichkeiten ideal. Sie wirken außerdem antimikrobiell, antiviral und antimykotisch – und zwar sowohl bei innerlicher wie auch bei äusserlicher Anwendung.

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Kokosmehl letztendlich ist das, was bei der Kokosölgewinnung übrig bleibt. Eine Art Presskuchen, der dann fein gemahlen wird. Kokosmehl gehört zu den Lebensmitteln mit höchstem Ballaststoffgehalt uns ist zudem glutenfrei. Es eignet sichals glutenfreier Mehlersatz (nicht mehr als 20% der gesamten glutenfreien Mehlmischung) sowie als glutenfreies Bindungsmittel und kann zudem aus gesundheitlichen Erwägungen z.B. ins Müsli hineingerührt werden. Gerade bei glutenfreier Ernährung kommt es nicht selten zu Verdauungsproblemen, da glutenfreiem Brot sehr oft das volle Korn fehlt, sprich die Ballaststoffe!

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Und dann gibt es auch noch Kokosblütenzucker, der aus dem Nektar der Kokosblüten gewonnen wird. Der Geschmack erinnert an Karamell und Vanille (nicht an Kokos!), allerdings ist Kokosblütenzucker nicht ganz so süss wie Haushaltszucker und vor allem sehr viel teurer. Trotz allem ist er eben eine sehr gesunde Alternative zum normalen Kristallzucker, nicht nur, weil er einen äußerst niedrigen glykämischen Wert besitzt, der ihn vor allem für Diabetiker empfehlenswert macht. Kokosblütenzucker ist zudem reich an Kalium, Magnesium, Eisen, Bor, Zink, Schwefel und Kupfer. Aus Kokosblütenzucker hergestellt wird Kokosblütensirup.

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Copyright: Alle Produktabbildungen von der Firma Dennree zur Verfügung gestellt.

Zusätzlich zu den „reinen“ Kokosnussprodukten gibt es im Biomarkt natürlich eine Vielzahl an Bioprodukten mit Kokosanteil, angefangen von Kokosmargarine, Kokosaufstrich, Kokoseis, Kokosjoghurt, Kokosdrink, Kokosnussschokolade und vieles mehr.

Der Kokosnussgeschmack liegt nicht jedem, aber wer ihn mag, den entführt er in tropische Träume…

Und ich muss nun doch noch einmal etwas zum Kokosöl sagen… es hat mich eine Zeit lang sehr verwirrt… enthält Kokosöl doch wie schon erwähnt gesättigte Fettsäuren. Das waren aber doch die, die auch in Butter enthalten sind, also die, die man nun eher meiden sollte wegen der Gefahr von erhöhtem LDL-Cholesterin, Arteriosklerose, Schlaganfall und Herzinfarkt!? Warum also kamen immer Menschen in den Biomarkt und verlangten dieses Öl? Da passte was nicht zusammen, hab ich doch jahrelang gelernt, dass gesättigte Fette die Bösen sind. Zahlreiche Studien wurden und werden zitiert, zuerst jahrelang gegen das Kokosöl, in jüngster Zeit dafür und seit ganz kürzester Zeit mehren sich wieder kritischere Stimmen. Zudem warnte die Zeitschrift Öko-Test im letzten Jahr vor Mineralölverunreinigungen in einigen Kokosölen. Was stimmt denn jetzt und was nicht?

Die alte Geschichte von den gesättigten Fettsäuren, die ungesund sind, stimmt so nicht (mehr). Tatsächlich sind in Kokosöl und auch in Butter wertvolle Inhaltsstoffe enthalten, die gut für den Organismus sind. Wichtig ist aber auch, nicht zu viel oder nur gesättigte Fettsäuren, vor allem nicht in Form tierischer Fette zu sich zu nehmen. Das schliesst Kokosöl mit ein. Vielmehr sollte man vor allem auf die sehr gesundheitsschädigenden Transfette zu achten (die natürlicherweise auch in Fleisch und Milchprodukten, aber vor allem in industriell gehärteten Fetten und Frittiertem vorkommen).

Meine Empfehlung ist und bleibt, natives Rapsöl und Olivenöl als Basisöl kalt zu verwenden (beide haben ein sehr günstiges Omega-3 zu Omega-6-Verhältnis), Kokosöl vor allem zum Braten zu benutzen (da es einen hohen Rauchpunkt hat, entstehen beim Braten keine gesundheitsgefährdenden Stoffe) und Leinöl (oder Walnussöl oder Hanföl) als kleine gute Dreingabe zur Erhöhung des Omega-3-Fettsäure-Spiegels zu verwenden.

Bei den Fetten ist es wie bei der Frage nach einer optimal gesunden Ernährung. Die Antwort ist sehr individuell auf jeden einzelnen zu beantworten, zu berücksichtigen sind immer auch Vorerkrankungen und spezielle Bedürfnisse. Bei einem gesunden nicht-fettleibigem Menschen rate ich immer zu einer flexitarischen Ernährung (also vegetarisch flexibel mit kleinen Abweichungen). Eine Ernährung, die möglichst bunt, bio, frisch, regional, saisonal und nicht einseitig ist. Und das ist bei den Fetten (was die Frage nach dem Kokosöl beantworten sollte) ganz genauso.

Jeannette Hölscher-Schenke, Diplom-Biologin und Heilpraktikerin

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